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Top-Sommelier Toni Askitis über Handwerk, Vorurteile und sein neues Buch „Wein ist unkompliziert“.


Toni Askitis Wein ist unkompliziert
Instagram asktoni.de

Toni, wann hast du das letzte Glas Wein getrunken?

Ich habe gerade trockenen Februar, das war also im letzten Monat. Ich würde sagen, am 31. Januar um 23.59 Uhr.


Wie läuft die Trockenphase?

Ach, easy. Ich verkoste ja immer noch, das ist halt mein Beruf. Was mir fehlt, ist es, die Weine nebeneinander zu stellen, zu schauen, was sich verändert. Mein Hobby, das ich zum Beruf gemacht habe, fehlt mir am meisten. Auf Alkohol zu verzichten, das ist nicht mein Problem.


Wann ging das los mit dir und dem Wein?

Ich bin ein Kind der Gastronomie, ich musste während meiner Ausbildung und meines Studiums immer ran. Meine Eltern hatten ein Restaurant, da spielte Wein grundsätzlich eine große Rolle. Mein Vater hat mich dann mitgeschleppt zur „ProWein Messe“ hier in Düsseldorf und irgendwann habe ich mal gefragt: Was ist denn das? Und dann bist du drauf.


Was war der Auslöser für das, was heute bei dir los ist? Du bist ein Top-Sommelier, dein Buch „Wein ist unkompliziert“ erscheint gerade.

Ich weiß es noch ziemlich genau, was das war. Es ging um zwei Weine, das eine ein Weißwein, ein Sancerre, das andere ein Rotwein, ein Châteauneuf-du-Pape von 1997, leider weiß ich die Domäne nicht mehr. Da wollte ich mehr wissen. Das ist halt der Punkt: Wenn man schon fragt, was das ist, dann wird das der entscheidende Moment gewesen sein.


Was ist dein persönlicher Ansatz als Sommelier, warum machst du es so, wie du es machst? Ich habe festgestellt, dass die Leute da draußen oftmals Probleme und Vorurteile haben, bei allem, was mit Wein zu tun hat. Ich habe für mich dann entschieden: Ich mache das anders. Als ich vor 20 Jahren angefangen habe, war die Haltung unter Experten eine absolut elitäre: Was ich sage, das ist richtig. Eine ganz arrogante Nummer. Wir kennen uns aus, ihr Unwissenden habt alle keine Ahnung. Ich habe selbst lange Zeit Gastro gemacht, da habe ich schon versucht, die Leute für meine Liebe zu begeistern. Als ich das Restaurant verkauft habe, ging es mit meinem Q&A-Format asktoni auf Instagram los. Der Punkt war nicht, den Leuten zu erklären, was für Nuancen ein Wein hat und was im Top-Segment los ist. Mir ging es darum, mehr Leute zu erreichen. Ich habe mich dazu entschlossen, das kleine Einmaleins zu erzählen. Ich gehöre ja selbst zu der kleinen Gruppe der „Hard User“, Weinsammler und ähnliches. Ich musste mich da also durchaus zu zwingen, es einfacher zu halten, das Ganze für die Rookies zu machen.


Toni Askitis Wein ist unkompliziert
Instagram asktoni.de

„Wein ist unkompliziert“, der Titel deines Buches – woher kommt das Vorurteil, dass er das Gegenteil ist?

Man darf nicht vergessen, dass Wein ein komplexes Thema ist. Für mich hört das Lernen ja auch nicht auf, aber ich mache das eben unkompliziert. Mir ist das völlig latte, wenn Leute sagen, wie schwierig das alles ist. Durch asktoni breche ich alles auf 15 Sekunden runter, ich lasse so viel weg, dass jeder einen Zugang dazu findet. Ich habe bei dem Format keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wie denn auch? In meinem Buch habe ich die 50 meistgestellten Fragen zusammengefasst.


Warum hat sich dieser elitäre Vibe rund um das Wein-Thema so lange gehalten?

Weil sich Leute damit positioniert haben. Das waren Dinge, die ja keiner so richtig überprüfen konnte. Wenn da einer auf dicke Hose machte und sagte: „Hey, ich kenn’ mich aus, hier ist Nuss-Aroma im Wein.“ – wer wollte dagegenhalten? Das war immer ein kleiner Kreis von Leuten, die das unter sich ausgemacht haben. Kohle ist natürlich auch ein Faktor. Wenn ein Wein so und so teuer ist, dann kann da eben nicht jeder mit einsteigen. Dabei ist Wein etwas, das du zum Abendbrot dazu trinken kannst. Klar gibt es die hochpreisigen Sachen, aber eben auch so viel mehr. Für alle gibt es einen passenden Wein.


Wer einmal dabei war, wie ein Experte einen Wein kostet und nach ein paar Minuten exakt sagt, woher der stammt, reibt sich verwundert die Augen. Wie geht so etwas?

Alles Training. Das ist ein Beruf, das darf man nicht vergessen. Skills, die man lernt. Da wird Nerdtum zum Beruf, so muss man es wohl sagen. Wie intensiv ist die Säure, wie schmeckt die Salzigkeit, was könnte es für ein Boden sein, wo gibt es den überhaupt – über solche Kriterien näherst du dich und dann kann es sein, dass du den Wein genau triffst. Das fühlt sich natürlich super an.


Du machst Vorträge und Events, was erwartet die Leute da?

Ich versuche, ihnen ein bisschen Handwerk zu zeigen: Wie verkoste ich richtig? Wie erkenne ich Aromen? Durch meine lockere Art nehme ich ihnen die Angst davor, Fragen zu stellen. Dadurch verschaffe ich ihnen einen Zugang dazu, das ist eine coole Sache. Kurzweilig muss es sein, das ist immer wichtig.


Nehmen wir mal an, ich muss auf den letzten Drücker einen Wein zu einer Party mitbringen, aus dem Supermarkt. Wie lande ich zuverlässig und schnell bei einem guten Tropfen?

Du kaufst Bier. Im Supermarkt ist die Gefahr viel zu groß, dass du an industriellen Wein rankommst, und das kann ich nicht empfehlen.

 

Zur Person

Skater, Hip-Hopper, Sommelier – wenn einer die Sache mit dem Wein gleichzeitig locker und lehrreich erklären kann, dann ist es der Düsseldorfer Toni Askitis. 2021 wurde er vom Vinum Magazin zu einer der 25 wichtigsten Wein-Persönlichkeiten Deutschlands gewählt.



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