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  • Redaktion

Seelenbalsam

Kruder & Dorfmeister könnten Superstars sein, hätten sie ihr Album „1995“ vor einem Vierteljahrhundert tatsächlich veröffentlicht. Haben sie aber nicht. Und das aus guten Gründen.


„Kruder & Dorfmeister veröffentlichen Album“ – diese Schlagzeile hätte in den 90ern Fans der dubbigen Klänge des Wiener Duos in Ekstase versetzt. Und Peter Kruder und Richard Dorfmeister hätten anschließend ihre DJ-Gagen selbst bestimmen können. Stattdessen haben sie ihr fertig produziertes Album „1995“ ein Vierteljahrhundert lang zurückgehaltenund erst jetzt veröffentlicht. Beim Stöbern in alten Kisten fand das Duo vor einiger Zeit das DAT mit den damals fertiggestellten Tracks. Mitte der 90er war das kurzlebige Digital Audio Tape die beste und günstigste Art und Weise, Musik verlustfrei aufzunehmen, wie sich Dorfmeister in einem Interview erinnert: „Es war damals die einzige Möglichkeit für uns, das aufzunehmen auf DAT – das war die günstigste Variante. Weil man muss sich vorstellen: Das war ein Bedroom Studio mit relativ simplem Equipment, und wir haben eigentlich ein großes Studio mit dem simuliert. Und deswegen waren die

Backups und Datenbackups auch alle auf DAT, auf einem kleinen Sony Walkman.“ Als die beiden sich nach dieser langen Zeit das erste Mal ihre Tracks aus einem anderen Jahrtausend anhören, ist da sofort wieder dieses Gefühl von Freiheit – nicht nur künstlerisch, sondern auch beruflich: „Wie wir dann da gesessen sind voriges Jahr und es gehört haben, waren wir sofort in diese Zeit zurücktransportiert. In diese Zeit, wo wir außer Musik machen keine Verpflichtungen hatten.“


Dass die beiden trotzdem weltbekannt sind, liegt an den beiden Compilations, die sie Mitte der 90er veröffentlichen. Zunächst erscheint 1996 ihr Beitrag zur Mix-Compilation-Reihe „DJ Kicks“, deren Renommee zu einem beträchtlichen Teil auf genau jenem Mix der beiden Österreicher beruht. Zwei Jahre später veröffentlichen sie die „K&D Sessions“, eine Sammlung ihrer besten Remixe für namhafte Kollegen. Ein Album mit eigenen Songs bleiben sie aber bis zum heutigen Tage schuldig – und das aus gutem Grund: „Wir wollten einfach vermeiden, dass wir so wie viele andere einfach nur Releases machen, um Releases zu machen. Wir haben beide im Nachhinein viel Musik releast und auch produziert. Wir haben einfach nur das Kruder & Dorfmeister-Universum frei von schlechten Platten gehalten. Was ja auch ganz gut ist.“


Foto © Olga Latowa

 


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