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Redaktion

„Ich war ein ganz normaler Typ“

Aktualisiert: 21. Apr. 2021

buddy im Gespräch mit Youtuber und Lifecoach Mischa Janiec über veganen Lebensstil, Drogen und das selbstbestimmte Leben.



Hallo Mischa, wie fühlt es sich an, als erfolgreicher Youtuber und Podcaster ganz oldschool das erste physische Buch geschrieben zu haben?

Da ich schon seit Jahren YouTube und Podcasts mache, fällt mir das Sprechen deutlich leichter als das Schreiben. Nichtsdestotrotz war die Arbeit am Buch für mich ein extrem geiler Prozess. Ich konnte dadurch all die Informationen der letzten sieben Jahre ordnen und sozusagen mal das Zimmer aufräumen. Ich war in der Lage, meine Gedankengänge zu vollenden und die verschiedenen Zusammenhänge in eine Struktur zu bringen. Mein Wissen fühlt sich nach dem Buch um einiges gefestigter an. Dadurch kann ich heute wieder bessere, strukturiertere Videos machen. Deshalb finde ich, dass Bücher nicht oldschool sind und es auch nie sein werden. Autoren müssen ihre Gedanken vollenden und sortieren. So hat der Leser am Ende etwas sehr Durchdachtes in der Hand, was er so in anderen Medien nicht findet.


Ratgeber für ein besseres Leben gibt es wie Sand am Meer. Was unterscheidet deinen Ansatz?

Gerade weil es so viele gibt, habe ich mein Buch ja geschrieben. Ich war sehr enttäuscht von all den Ratgebern dort draußen, weil sie entweder einfach nicht mehr zeitgemäß sind oder nur sehr theoretisch vorgehen. Sie holen die Leute nicht da ab, wo sie stehen. Deshalb sind die Inhalte in „The Chainless Life“ erstens aktuell fürs 21. Jahrhundert relevant und zweitens bauen sie auf echten Erfahrungen auf. Den Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren gesammelt und auf YouTube dokumentiert habe. Im Gegensatz zu irgendwelchen Erfolgs-Coaches, die theoretische Bücher schreiben, kann man mein Leben und meine Entwicklung zu 100 Prozent nachverfolgen. Ich binde meine eigenen Erfahrungen ins Buch ein, sodass jeder seine eigenen Weisheiten daraus ziehen und den Mut schöpfen kann, es selbst auszuprobieren. Ich war ein ganz normaler Typ, der in seiner 1-Zimmer-Wohnung angefangen hat, VLOGs über sein Training zu drehen. Damit die Leser meines Buchs auch wirklich in die Umsetzung kommen, enthält es zudem konkrete Aufgaben zum individuellen Durcharbeiten – damit man das Ding nicht nur wie einen Ratgeber einfach mal durchliest und dann nichts daraus macht.


Der Untertitel von „The Chainless Life“ verheißt den „ersten Schritt in Richtung Freiheit“ – ein klassisch religiöses Versprechen. Wie viel Spiritualität und Glaube steckt in deinem Ansatz zur Persönlichkeitsentwicklung?

Wer mein Buch liest, wird merken, dass ich absolut gegen Dogmen bin. Ich finde, man sollte niemals etwas einfach blind glauben. Freiheit beginnt dort, wo du die Entscheidung triffst. Der erste Schritt in Richtung Freiheit ist deine Entscheidung. Wir wollen Menschen dazu bringen, sich selbst zu hinterfragen, selbstkritisch zu denken. Das ist das genaue Gegenteil dessen, was viele spirituelle Lehrer oder Religionen sagen, denn dort gibt es oft nur die „eine Wahrheit“. Ich bin davon überzeugt: Du bist als Mensch frei geboren und nur du selbst kannst dir deine Bestimmung geben. Diese Überzeugung will ich in jedem Menschen wecken. Dazu braucht es kein Glaubenskonstrukt von außen.


Welche Kriterien müssen deiner Meinung nach erfüllt sein, damit man von einem wirklich freien, selbstbestimmten Leben sprechen kann – und wie kommt man da hin?

Um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, musst du dir zuerst im Klaren darüber sein, wer du selbst überhaupt bist. Das nennt sich Selbstreflexion. Herauszufinden, dass du nur ein Konstrukt deines Verstandes bist. Deine Stärken, deine Schwächen und deine Verzerrungen zu kennen, deine Werte. Bevor du also ein selbst-bestimmtes Leben führen kannst, musst du erst einmal in der Lage sein, dein Selbst zu entdecken und dich dann neu zu erschaffen. Neu erschaffen kannst du dich, indem du dir nach der Selbstentdeckung eine Vision kreierst. Eine Vision davon, wer du in Zukunft werden willst, auf Basis deiner persönlichen Wünsche und Eigenschaften. So bestimmt man selbst, wo das eigene Leben hingeht und lebt damit selbstbestimmt.


In deinen Beiträgen kokettierst du immer wieder mit dem Konsum bewusstseinserweiternder Drogen. Ist die Gefahr einer Abhängigkeit nicht das Gegenteil von persönlicher Freiheit?

Die Gefahr einer Abhängigkeit ist überhaupt kein entscheidender Faktor bei diesen Substanzen. Wenn man sich mit der wissenschaftlichen Datenlage auseinandersetzt, sieht man sehr schnell, dass bewusstseinserweiternde Substanzen wie LSD im Vergleich mit anderen Stoffen die mit Abstand geringste Abhängigkeitsgefahr haben. Jeder Mensch, der regelmäßig Kaffee oder Alkohol trinkt oder Zigaretten raucht, ist um einiges abhängiger als eine Person, die sich ab und zu mit LSD auf ein höheres Bewusstseinslevel bringt. Bloß ist Alkohol und Tabak gesellschaftlich anerkannt, LSD und Co. allerdings nicht. Lustigerweise ist die dahinterliegende Dynamik genau der Grund für mein Buch: Die meisten Leute laufen leicht einem gesellschaftlichen Narrativ von Konventionen hinterher. Es liegt wohl irgendwie in der Natur des Menschen. Jahrzehntelang wird etwas nachgeplappert, statt sich selbst eine Meinung anhand der wissenschaftlichen Datenlage zu bilden. Viele Menschen können deshalb leider nicht mehr differenzieren, was für sie wirklich gut oder schlecht ist. Ich empfehle, einfach mal in der Wikipedia den Artikel zu „Drug harmfulness“ zu lesen.


Seit einigen Jahren ernährst du dich vegan. Mit welchen Argumenten überzeugst du notorische Fleischfresser?

Man kann Menschen nicht mit Argumenten überzeugen, wenn sie das nicht wollen. Deswegen habe ich das auch nie versucht. Ich lebe lieber selbst den Lifestyle vor, und andere werden dadurch dazu inspiriert, in ihrem eigenen Tempo die bewusste Umstellung zu einer veganen Lebensweise zu vollziehen. Genau dadurch habe ich es geschafft, über 20.000 Menschen alleine in Deutschland zu einem veganen Leben zu bewegen. Ich glaube insgesamt nicht, dass man Leute „überzeugen“ sollte. Damit stößt man immer auf das Ego der anderen Person. Sobald man versucht, jemanden zu verändern, wehrt er sich und man erreicht das genaue Gegenteil. Die Dynamik um das eigene Ego wird im Buch ebenfalls genauer erklärt.


Zum Schluss: Was entgegnest du Leuten, die immer noch behaupten, Muskelmasse sei ein deutlicher Hinweis auf mangelnde Hirnmasse?

Ich halte mich schon seit Jahren nicht mehr in Kreisen auf, in denen Menschen auf sehr unbewusstem Niveau etwas auf andere projizieren. Grundsätzlich kann man allerdings nie verhindern, dass Menschen etwas auf dich projizieren. Was andere von dir halten, liegt nicht in deiner Macht und du solltest auch gar nicht erst versuchen, es zu steuern. Dies wäre nämlich das genaue Gegenteil von einem selbstbestimmten Leben, wenn du versuchst, das Bild, was andere von dir haben, zu verzerren. Dann hast du irgendwann nicht nur ein sehr schweres, sondern auch ein sehr unglückliches Leben. Deshalb fokussiere dich auf das, was du unter Kontrolle hast und umgib dich mit Menschen, die in die gleiche Richtung schauen wie du. Dafür ist das Buch gedacht. Damit die Leser sich selbst entdecken und definieren können, was für sie richtig ist. Wenn man diesen Weg geht, sitzt man am Ende an einem geilen Ort und kommt gar nicht mehr in Kontakt mit Leuten, denen man etwas beweisen muss.


Foto: Privat


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"The Chainless Life: Der erste Schritt in Richtung Freiheit" (allegria)



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